Photovoltaikanlagen in Uhldingen-Mühlhofen

Bericht der Arbeitsgruppe 4 des Arbeitskreises

Der Ausbau der Solarstromanlagen hat im letzten Jahr – trotz der bürokratischen Unklarheiten – in Deutschland einen Boom erfahren. Auch in Uhldingen-Mühlhofen (UM) wurden im letzten Jahr weitere 1MWp PV-Leistung installiert (von 5,3 auf 6,3 MWp; 1MWp = 1.000.000Wp; durch das p (peak) wird der Wert beschrieben, den die PV-Module bei optimaler Ausleuchtung erreichen). Das ist sicher schön, aber bei Weitem noch nicht ausreichend – insbesondere da wir im Gemeindegebiet keine Möglichkeit zur Errichtung von Windanlagen haben (siehe Beitrag „Räume suchen, Gebiete finden“).

Um deutlich mehr erneuerbare elektrische Energie in UM zu erzeugen hat die Arbeitsgruppe 4 zunächst Möglichkeiten für PV-Anlagen auf gemeindeeigenen Flächen betrachtet und deren Nutzen untersucht. Die Gemeinde sollte so mit gutem Beispiel vorangehen. Neben dem Thema Rentabilität und Nutzen für die Umwelt haben wir auch die Attraktivität für unsere Bürger und gerade auch für die Touristen betrachtet, die immer wieder gerne nach UM kommen.

Überdachung von Parkplätzen an der Tourist-Information und auf anderen gemeindeeigenen Plätzen

Parkplätze sind in der Regel schon versiegelt. Durch die Überdachung entsteht also kein Umweltnachteil. Zusätzlich bietet sie sogar eine Verschattung für die Fahrzeuge.

Abb.1: PV-Anlage über Parkplatz. Quelle: SENS – Iqony Solar Energy Solutions GmbH

Am P1 (nördlich der Touristeninformation) können nach einer ersten technischen Bewertung über den Parkflächen Solarmodule mit einer Leistung von 1,2 MWp installiert werden. Das entspricht einer Jahreskapazität von über 1.000 MWh und einer CO2-Einsparung von etwa 500t pro Jahr.

Für den erzeugten Strom gibt es vielfältige Verwendung: Er kann ins Stromnetz eingespeist oder zwischengespeichert und für die Ladung von E-Autos angeboten werden. An der B31 entlang des Bodensees sind Schnell-Ladestationen sehr rar! Eine 75kW oder 150kW-Station wäre ein weiterer Anziehungspunkt für die Touristen und während der Ladezeit könnten die Gäste die Pfahlbauten besuchen und bei der lokalen Gastronomie einkehren. 😉

Dieses Projekt wird inzwischen von der BEG (Bürger Energie Genossenschaft) und der Gemeindeverwaltung genauer untersucht. Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben und entsprechende erste technische Layouts eingeholt. Bis zur Umsetzung sind neben der Finanzierung noch etliche andere Themen, wie Anschluss an das Energienetz, Verteilung des Stroms und baurechtliche Prüfung zu klären. Aber es geht mit großen Schritten in Richtung CO2-Einsparung! – Vielen Dank an alle Unterstützer.

Abb. 2: Solarzaun an einer Bahnlinie Quelle: Next2Sun Mounting Systems GmbH

Am Bahnhof in Oberuhldingen kann eine ähnliche, etwas kleinere PV-Anlage installiert werden. Die noch einmal jedes Jahr einige 100t CO2 einsparen würde. Die attraktiven Handy-Apps für Solaranlagen rechnen diesen Wert gerne in die Anzahl von Bäumen um, die diese CO2-Menge aufnehmen würden: Zusammen ergäbe das einen stattlichen Wald mit weit über 1.000 Bäumen. Ein weiteren Vorschlag an dieser Stelle ist ein Solarzaun zu den Gleisen hin. Er würde von beiden Seiten mit Sonnenlicht gespeist und je nach Länge einen deutlichen Beitrag zur Energieneutralität von UM leisten (5m Zaun können 1,5MWh pro Jahr erzeugen). Der regenerative Solarstrom kann am Bahnhof für E-Autos und E-Bikes angeboten werden, vielleicht reicht es sogar für einen kleinen touristischen E-Bus.

  • Teilüberdachung von attraktiven Touristenplätzen, z.B. am Hafen

An der Hafenmole könnte eine attraktive Teilüberdachung mit halb-durchlässigen PV-Modulen erfolgen. Auch das Dach der MS-Insel Mainau ist mit solchen Panels ausgestattet. Der produzierte Strom kann für E-Boote und für E-Bikes angeboten werden. Vielleicht gelingt es uns dadurch den Umstieg von umweltverschmutzenden Dieselmotoren auf E-Boote zu beschleunigen. UM würde als Vorreiter zur Sonnenstadt am Bodensee. Der Strom kann auch für die Hafenanlage genutzt werden und bietet obendrein schattige Sitzmöglichkeiten am schönsten Platz in unserer Gemeinde.

Abb. 3: Hafenmole Unteruhldingen; Quelle: my Sea Service of Euminia GmbH

Sämtliche Gebäudedächer der Gemeinde sollten – wenn irgendwie möglich – mit PV-Anlagen ausgestattet werden.

Manches ist schon geschehen (siehe Titelbild) – viel muss noch passieren. Für PV-Anlagen auf den Gebäudedächern der Gemeinde hat die Arbeitsgruppe 4 der Verwaltung im Dezember 2023 ganz konkrete Vorschläge unterbreitet. Natürlich müssen unsere Abschätzungen nochmals genau geprüft werden und eine Kosten-Nutzen-Rechnung erfolgen.

  • Hallenbad Mühlhofen:

Das Dach des Hallenbades bietet eine sehr gute Ausrichtung nach Südosten mit einer leichten Neigung. Damit bietet es sich sehr gut für eine PV-Anlage an.

Abb. 4: Sonnenausbeute auf dem Dach des Hallenbades in Mühlhofen! Abb.5: Hallenbad und Eingangsbereich mit PV-Modulen bestückt.

Auf das gesamte Dach können 60 bis 70 kWp installiert werden mit einer Jahres-Stromproduktion von 70 MWh. Damit kann, über das Jahr gemittelt und mit Unterstützung von Speicher-Batterien für die Abendstunden, über die Hälfte des Stromverbrauches des Hallenbades abgedeckt werden. Insgesamt können damit jedes Jahr ca. 30t CO2 eingespart werden. In diesem Zusammenhang hat das Bauamt die Statik der Dachkonstruktion untersuchen lassen. Hier werden Zusatzkosten entstehen, da die Unterkonstruktion des Dachs ertüchtigt werden muss. Deshalb haben wir von der Arbeitsgruppe 4 einen Alternativvorschlag gemacht: Anstatt das große Hallendach mit PV-Modulen auszustatten, könnten nur der Eingangs- und Umkleidebereich genutzt werden. Vor der oberen Fensterreihe werden dazu Bi-faciale Module unter einem Winkel von etwa 60° angebracht. Das reflektierte Licht von den Fenstern würde von der Rückseite der Panels dann ebenfalls effizient in Strom gewandelt werden.

Abb. 5: Bifaciale PV-Module vor der Fensterreihe des Hallenbades. – schematisch

  • Turnhalle in Mühlhofen:

Abb. 6 zeigt die Sonneneinstrahlung auf das Dach der Turnhalle in Mühlhofen über ein Jahr, eine optimale Ausbeute für die Produktion von Solarstrom! Auf dem gesamten Dach können ca. 150 kWp installiert werden mit einer Jahresleistung von fast 200 MWh. Von der Gemeindeverwaltung wurde auch dieses Projekt schon genauer untersucht. Dabei hat sich das gleiche Problem wie beim Schwimmbaddach ergeben: Die Statik des Daches ist nicht ausreichend.  Daher muss für beide Gebäude eine Entscheidung getroffen werden, wie mit dem Thema Statik umgegangen wird. Mit einem zusätzlichen Einbau von Batterien für den Verbrauch in den Abendstunden könnte in der Turnhalle fast der gesamte Stromverbrauch abgedeckt werden. Eine Umsetzung dieses Projektes wird durch die Verwaltung geprüft. Durch eine jährliche Einsparung von ca. 80t CO2 lohnt sich diese Installation für die Umwelt auf jeden Fall.

Abb. 6: Sonnenausbeute auf dem Dach der Turnhalle in Mühlhofen! Dach mit PV-Modulen

  • Überdachung des Rathausvorplatzes

Als letztes Beispiel wollen wir unser Rathaus anführen. Auf alle Fälle sollte das Rathausdach sollte mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Vor unserem Rathaus führt eine lange Arkade von der Straße zum Eingang. Diese könnte zusätzlich mit 30 PV-Modulen bedeckt werden, die eine Peak-Leistung von 10kWp erbringen und jährlich ca. 9MWh Energie zur Versorgung des Rathauses liefern. Diese Anlage sollte mit Wechselrichtern und Batterien so ausgestattet sein, dass sie bei Stromausfall unser Rathaus für eine gewisse Zeit mit Notstrom versorgen kann.  Zudem schlagen wir vor hier eine gut sichtbare Anzeige anzubringen, die die Ausbeute an regenerativer Energie der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen anzeigt – tue Gutes und rede darüber!  

Abb. 7: Überdachung der Arkaden vor dem Rathaus

Wir werden an dieser Stelle weiter über den Fortschritt unserer Projekte berichten und wünschen eine sonnige Zeit!

Hans-Jürgen Mundinger

Quellen: Energieatlas –BW / Google Maps / Geoportal-BW / PV*SOL Software / Eigene Fotos

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